Sonntag, 22. Januar 2023

München Spirits 2023 - Endlich wieder ein Whiskyfestival!

Als ich vor rund drei Jahren zum letzten Mal im Münchner MVG-Museum bei einer Whiskymesse zu Gast war, konnte ich wenig Neues berichten. 2023 sollte bei der neu geschaffenen "München Spirits" alles anders und vor allem besser sein. War das so?


München Spirits, Munich Spirits oder Finest Spirits. Wo bin ich?

Kurz zur Vorgeschichte: Der Meininger Verlag hatte die erfolgreiche "Finest Spirits"-Consumermesse übernommen und mit der bisherigen Organisationsleitung um Tanja Berthold 2020 zum ersten Mal auf eigene Rechnung veranstaltet. Anschließend trennten sich die Wege und die "Finest" ging im September 2022 mit einem Re-Start über die Bühne.


Tanja Berthold eröffnet die Messe das Festival. Juhu!

Nun sollte die "München Spirits" wieder zurück zum Thema "Whisky" führen und weniger als Messe, sondern wieder mehr als ein Festival laufen. Das ist meines Erachtens ganz gut gelungen auch wenn freitags, als früher die Leute am Einlass Schlange standen, ein eher luftiger Besuch zu verzeichnen war. Ich fand das ganz angenehm, aber ich hab ja auch nicht als Austeller eine Standfläche gemietet. Warum hat man eigentlich nicht den alten Namen "Münchner Whiskyfestival" oder eine Variante davon ausgepackt? Nunja.


Angebot der Munich Spirits

Was braucht man für ein Whiskyfestival? Zuerst mal ein paar Aussteller, die nicht nur ihre neuesten Produkte präsentieren oder eine tolle Marketinggeschichte präsentieren, sondern - Sie haben es erraten: Whisky. Und zwar ein paar geile, offene Flaschen aus denen man sich Dram für Dram einen einschenken lassen kann. 



Der Wu Dram Clan hat auch ein paar Flascherln geköpft

Was gab es sonst noch? Neben einem Haufen Masterclasses, feinen Brotzeitbrettln und einer kostenfreien Grundversorgung mit einem Wasserpartner stand eine Auswahl an Fassböden für eine angemessene Dekoration des privaten Whiskykabinetts zur Mitnahme zu Verfügung und an Mike's Bourbonbar wurden von den mit Federn geschmückten Barmännern - ob Sie es glauben oder nicht - Aperolsprizze serviert.



Mmmmh. Drei Sprizz, bitte!

Gut. Die Gin-, Edelobstler- und Rumangebote waren doch mehr als - äh - ausreichend. Gottseidank hat mir niemand einen alkoholfreien Gin o.ä. untergejubelt. 

Ich war aber eh auf die drei nagelneuen Malts des ebenso jungen Münchner (oder besser Olchinger) Whiskybottlers VAME gespannt. Neben einem Aultmore wurde ein gesplittetes Bunnahabhain-Fass bzw. dessen ehemaliger Inhalt präsentiert, der in einem Ex-Sauternes- und einem Ex-Rum-Quartercask gefinisht worden war. Ein ganz guter Start. Weiter so, Männer!


Die drei von VAME

Stichwort Männer. Nicht ganz unbekannt in Münchens Barszene sind Emanuele Ingusci und Tobias Keuper, die sich beide für den Spirithöker engagieren. Der Vertrieb hat einige italienische Spezialitäten und Raritäten sowie Klassiker wie Vodka, Rum, Gin und Tequila aber auch die irischen Whiskies von Pearse Lyons im Programm. Sollte man sich mal in Ruhe anschauen.


Scapegrace Gin und Single Malts und...


...Amaros und Liköre von Lucano bei Spirithöker

Natürlich sind mir im ein oder anderen Gespräch noch andere Themen untergekommen, über die ich vielleicht schon in Kürze ein bisschen mehr berichten kann. Schau mer mal. 

Was jetzt schon feststeht, ist ein heißer Jahresstart 2024. Denn dann soll die "München Spirits" wieder im MVG-Museum stattfinden und ein paar Wochen später steigt die "Finest Spirits" in der Zenithhalle. The Clash of the Whiskymessen! Woop!

Kein großes Gedrängel am Freitagabend

Sonntag, 4. September 2022

Seven Seals - Whisky-Schnellreifung oder die Angst vor Dr. Stockhausen

"Ein Verfahren zur beschleunigten Reifung?

Genau das.

Hab ich's mir doch gedacht. Und wie haben sie das gemacht?

Halt dich fest: Mit Schall.

Was? Mit Schall?

Sozusagen das Schallschlucksystem: Sie haben einen Ton durch den Whisky gejagt. Der hat ihn geschluckt und ist damit in einer halben Stunde um drei Jahre älter geworden."

("Die Whisky-Killer", Hörspiel von Roderick Wilkinson, 1985, bei Youtube oder auf CD)

Die gesetzliche Mindestreifezeit für Whisky beträgt nach Europarecht bekanntlich drei Jahre in Holzfässern. Die Festlegung dieser Marke hat aber mit der tatsächlichen Reife oder Qualität des jeweiligen Destillats nichts zu tun, sondern hatte einen fiskalischen Hintergrund. Dass länger gelagerter Whisky andere Merkmale aufweist, als er das in jungen Jahren tut, ist bekannt und schlägt sich heutzutage vor allem in der Preisgestaltung der Hersteller und Vertriebe nieder.


(Quelle: unbekannt)

Um die natürliche Beschränkungen der additiven, subtraktiven und interaktiven Reifung zu durchbrechen und junge Brände mit den Eigenschaften ihrer älteren Verwandten auszustatten haben sich schon einige Menschen den Kopf zerbrochen. Ein U.S.-Patent dazu ("Method of treating wood for the rapid maturation of whiskey and other alcoholic liquors and wines" US2119234) stammt aus dem Jahr 1937. Die Methode von Lost Spirits Mastermind Bryan Davis, um dessen Produkte es in unseren Breiten zuletzt recht ruhig geworden ist, ("Method for rapid maturation of distilled spirits using light and heat processes" US9637712B2 bzw. US9637713B) im "THEA One Reactor" (Targeted Hyper-Esterification Aging) wurde 2015 zum Patent angemeldet und simuliert - kurz gesagt - wichtige Prozesse der Reifung wie z.B. die Esterproduktion durch die Anwendung von Holz, Licht und Wärme auf das Basisdestillat.


(Ein Rezept zur Turboreifung?)

Relativ neu am Markt ist die Schweizer Marke Seven Seals, die 2018 mit ersten Whiskyabfüllungen auf den Markt kam. Die Whiskies stammten zunächst offenbar von der Schweizer Brennerei Langatun, die seit 2005 Whisky produziert. Derzeit sollen die Basiswhiskies mindestens drei Jahre alt sein und von der Great Northern Distillery in Irland geliefert werden, die hauptsächlich Whisky für andere Marken herstellt, mittlerweile aber mit Burke's auch ein eigenes Brand am Start hat. Der Witz ist allerdings nicht die Herkunft des jungen Singlemalts, sondern die Weiterverarbeitung in einem geheimen, patentierten Verfahren. 


(Quelle: Seven Seals)

Geheim? Patent? - An dem Punkt wurde ich hellhörig zumal eine Interviewanfrage an den firmeneigenen Entrepreneur Dr. Dolf Stockhausen, der hinter der Idee und der Entwicklung des Reifeprozesses steckt, unbeantwortet blieb. Sämtliche Pressematerialien, Interviews auf anderen Plattformen und die allwöchentlichen Promoveröffentlichungen brachten ebenso wie Mutmaßungen in der Community ("in einer speziellen Struktur ausgefräste Fässer") keine neuen Erkenntnisse. Mehr Hintergrundwissen förderte eine ca. zweiminütige Onlinerecherche beim Schweizer Patentamt zu Tage, wo Dr. Stockhausen 2017 eine entsprechende Patentschrift eingereicht hat ("Verfahren zur Behandlung von Holzpartikeln für die Herstellung von alkoholischen Getränken sowie ihre Verwendung und eine Vorrichtung für ihre Verwendung" CH714288B1 bzw. EP3284812A2).

Wer sich die zehn Seiten aufmerksam durchliest bekommt ein sehr genaues Bild des Verfahrens, das hier zur Anwendung kommt. Um es kurz zu machen, hier meine Interpretation/Zusammenfassung: Gewaschene und getrocknete Holzpartikel mit einer Seitenlänge von 2mm (solches Material kann man im Fachhandel beziehen) werden mittels Backofen getoastet und ggf. mit Sherry, Port o.ä. getränkt und wieder getrocknet. Diese aufbereiteten Holzpartikel werden dann für "bevorzugt" 6 bis 14 Stunden (oder länger) dem Whisky zugeführt. Das im Patent empfohlene Verhältnis liegt bei 10 bis 70g Holzpartikeln pro Liter Whisky. Logischerweise wird das Granulat anschließend wieder herausgefiltert. Genaueres und auch einige Beispiele sollte der Interessierte in der oben verlinkten Patentschrift nachlesen. Ob der unter dem Label "Seven Seals" verkaufte Stoff vor oder nach dem Prozedere vor Ort in der Schweiz in den branchenüblichen (Eichen)Fässern gelagert wird, ist nicht bekannt. Das Patent sieht diese Option ebenso wie ein ggf. mehrmaliges Durchlaufen des o.g. Prozesses vor. 

Das Ganze ist also weder Alchemie noch Rocket Science. Das Bohei um die geheime Methode ist reines Marketing. Dr. Stockhausen hat in einem Weltwocheartikel aus 2019 seine Grundüberlegungen skizziert. Viel wichtiger ist also, ob man den Stoff auch trinken kann. Dazu habe ich mir eine aktuelle Flasche Seven Seals - The Age Of Sagittarius mit 49,7% Vol. aus der Zodiac Line erworben, die - glaubt man den Experten von whiskyexperts - hier und da hochbewertet wurde. Ein paar Samples früherer Abfüllungen hatte ich auch zur Verfügung. Zudem wurde ich zeitweilig von mehreren Assistenten bei der Probe unterstützt. 

Beginnen wollen wir mit einem Vergleich zwischen Destillaten von Langatun und Seven Seals. Da letztere 2019 erschienen sind, sollten hier noch Schweizer Whiskies verarbeitet worden sein (ist natürlich reine Spekulation). 

Langatun - Old Deer, 40%, 0,5l, ca. 43 EUR:

Geruch: Süß und leicht malzig. Den "toten Fuchs bzw. nassen Hund", den ein Tester in der Whiskybase erschnuppert hat, kann ich nicht feststellen.

Geschmack: Praktisch nichts. Babywhisky.

Finish: Fehlanzeige

Fazit: Schmerzfreier Anfängerwhisky oder eine perfekte Leinwand, um damit zu Experimentieren.


Seven Seals - Sherry Wood Finish, 46%, 0,7l, ca. 62 EUR:

Geruch: Etwas Karamell.

Geschmack: Herrje, sehr karamellig, Toffee, süüüüß und eher unangenehmer Alkohol.

Finish: Moment, Sherry? Welcher Sherry? Da war keiner...

Fazit: 60 EUR? Für was eigentlich? (Hier noch eine andere Meinung)

Seven Seals - Port Wood Finish, 46%, 0,7l, ca. 60 EUR:

Geruch: Früchte? Nüsse? Das ist schon besser als die beiden Delinquenten vorher.

Geschmack: Auch nicht so süß wie der Sherry Wood. Das ist durchaus genießbar.

Finish: Naja, auch eher kurz, wenn überhaupt.

Fazit: Noch einer für den eher unerfahrenen Trinker. 


(Quelle: Internet)

Langatun - Old Bear Smoky, 40%, 0,5l, ca. 44 EUR:

Geruch: Recht fruchtig.

Geschmack: Wieder unbestimmbare aber eher gelbe Früchte. Ganz, ganz wenig Rauch. Smoky? Naja.

Fazit: Wenn es sowas gibt, dann ist das Ding ein Sommerwhisky

(Langatun lagert den Old Bear nach meinen Infos in Ex-Rotweinfässern, füllt den aber auch mit mindestens 46% ab. Hm, ich denke dass mein offizielles Sample ohne Rotweingedöns in das Flascherl kam.)

Seven Seals - Peated Port Wood Finish, 46%, 0,7l, ca. 60 EUR:

Geruch: Kommt relativ alkoholisch rüber, aber schöner Rauch und dunkle Früchte.

Geschmack: Ja, das ist ok, Rauch und... Moment mal, der zweite Schluck ist schon nicht mehr so toll. Das Ganze ist doch dünn und fad im Mund.

Finish: Nicht wirklich feststellbar.

Fazit: In der Nase ok, aber dann doch noch eine Enttäuschung. Gut eine Flasche haben wir noch und diesmal kein Sample...


Seven Seals - The Age Of Sagittarius, 49,7% Vol., 0,5l, ca. 52 EUR

Optik: Sehr dunkle Farbe. Allerdings eher ein dumpfes Braun. Wirkt im Licht unecht und wässrig. An der Glaswand haben wir relativ öligen Spirit.

Geruch: Zunächst denkt man, dass das so gehen könnte, dann wird es richtig unangenehm. Nicht stechend alkoholisch, sondern künstlich.

Geschmack: Süß und Honig. Und dann? Ja eigentlich nichts mehr, was man erwähnen müsste.

Finish: Hat man keines und dann spuckt man den Spuk auch schon aus.

Fazit: Ohne ungenießbar zu sein, war der Sagittarius dann doch schlimm. Hier passen Destillat und Reifungsverfahren nicht zusammen. Der ganze Spaß zerfällt in seine Einzelteile und keiner der Tester hat sein Glas ausgetrunken. Nach dem zweiten Schluck wird der Grusel vor dem nächsten einfach zu groß.


(Hätte viele Schmerzen erspart: Künstliche Zunge)

wad! und seine Helfer haben bei dieser Masterclass wirklich alles gegeben und wundern sich, wie die Brände von Seven Seals auf dem gesamten Erdball für große Begeisterung sorgen (siehe Awards). Wir konnten das Geheimnis der Erfolgs (noch) nicht entdecken.


(Quelle: whiskyexperts)

An dieser Stelle ergänzend noch ein Hinweis zu einer besonderen Abfüllung für The Liquid Madness: Ein "Peated Single Malt Whisky distilled at Seven Seals Distillery - Stans -  Switzerland" der "Fully matured in a Amarone Red Wine Cask" zur Abfüllung kam (58,7%, 0,5l, ca. 62 EUR). Aha, Seven Seals destilliert nun auch selbst und dieser Whisky wurde "fully" in einem Weinfass gelagert? Das ist ja interessant, würde aber auch zur kürzlich verkündeten Kooperation mit der kanadischen Whiskybrennerei Dunrobin "Zwei Destillerien..." (siehe unten) und dem in 2022 errungenen Titel "Swiss Distiller Of The Year" passen. Aber die Begriffe "Destillerie" und "Destillieren" sind wohl dehnbar. Weder auf der Homepage der Schweizer noch auf der Verteilerseite ihrer Pressemitteilungen finden sich Infos zur Installation von Brennblasen usw. Die beiden hilfsbereiten Herren von The Liquid Madness konnten lediglich bestätigen, dass die Infos auf dem Flaschenetikett nach den Vorgaben von Seven Seals formuliert wurden und das Grunddestillat mittels Stockhausenverfahren und anschließendem Finish im Ex-Amaronefass gereift wurde. Das passt dann wieder zu den in der Patentschrift genannten Optionen.

Das Ergebnis dieser Recherche und dem ausgiebigen Tasting lässt sich in einem Satz feststellen: Nein, die Schotten müssen wirklich keine Angst vor Dr. Stockhausen und seinen Methoden haben, denn schon einem erschwinglichen, sechsjährigen Blended Scotch, wie z.B. dem Thompson Bros. TB/BSW, können sämtliche Seven Seal-Whiskies weder in Sachen Qualität noch in Sachen Preis/Leistungsverhältnis das Wasser - respektive das Destillat - reichen.

(Quelle: whiskyexperts)

(Quelle: whiskyexperts)

Sonntag, 14. August 2022

Support Your Local Dealer: Dachauer Tabakperle

"Robert ist aufs Land gezogen 
in ein kaputtes Bauernhaus 
Er sitzt jetzt da, es regnet rein 
Er sieht ganz glücklich aus" 

 ("Lass die Kerne in den Oliven", Rainald Grebe, 2007)

Support Your Local Dealer ist eine neue Serie hier auf wad, um regionale Spirituosenläden ein wenig zu unterstützen - egal ob die es nötig haben oder nicht (unbezahlte Werbung sozusagen). Ohne lange Vorrede starten wir heute mit der "Dachauer Tabakperle".


Die Perle wird seit einigen Jahren von Robert "Don Roberto" (wie ich ihn ansprechen darf) Farnhamer betrieben, der sein Sortiment mittlerweile stetig mit ausgewählten Spezialitäten aus der Welt der edlen Brände (z.B. aus dem Vertrieb der Firma Kirsch Import, von Perola, DTS-W oder Familienbetrieben wie Scheibel, undundund...) und der feinen Tabakwaren (z.B. Davidoff Ambassadorstatus etc.) erweitert. Die Kunden kommen aus ganz Europa und lassen sich vor Ort von Robert Farnhamer und seinem kompetenten Team beraten, da sich unter Insidern natürlich schnell rumspricht, wenn Preziosen wie edelste, sonst ausverkaufte Zigarren von Arturo Fuente oder rare Caroni- oder Hampden-Rumabfüllungen von Velier zum Verkauf stehen.


Um die in der Perle verkehrenden Connaisseusen und Connaisseure noch mehr zu verwöhnen, werden von Zeit zu Zeit besondere Veranstaltungen angeboten. Ich durfte kürzlich bei einem Davidoff-Zino-Event dabei sein, wo neben den ganz brauchbaren Laubwickeln der Weltmarke auch feines Grillgut direkt aus der Zange des Doppel-Grillweltmeisters (wusste gar nicht, dass es das gibt) Adi Matzek aus Österreich dargeboten wurde. Nicht übel. Das nächste Ding folgt im September (Infos hier).

 


Und gleich noch eine interne, streng geheime Undergroundinfo kann wad lüften: Robert Farnhamer hat vor einigen Wochen einen nach einem von ihm selbst komponierten Rezept hergestellten Whisky-Newmake destilliert und ins Fass (bzw. die Fässer) gebracht. Nun läuft die Reifezeit im "Perle-Warehouse". Ich war natürlich auch dabei und darf schon verraten, dass der "Perle-Whisky" unter der fachkundigen Mithilfe der "Bavarian Moonshine"-Distillers entstanden ist und am Ende ein äußerst rares und außergewöhnliches Destillat in die Flaschen kommen wird. Verkaufsstart frühestens zum Weihnachtsgeschäft 2025 (oder so). wad wird darüber berichten...



Alle Infos zu Öffnungszeiten und Veranstaltungen finden Sie auf dachauer-tabakperle.de

Update: Das Ladengeschäft wurde inzwischen an das Zigarrenhaus Duerninger verkauft. Robert Farnhamer ist dort nicht mehr tätig und entwickelt neue Projekte.




Herr Matzek lässt die Gäste grillen


Sit down and have a Zino




Brodel, brodel...


Im Fasslager der Moonshiner



Selbst gebrannten Rum gibts auch...


A saubere Sach

Montag, 5. April 2021

Der Sommerdrink des Jahres 2021

"Clickbaiting? Clickbaiting? - Was soll das sein?"

Mit dem "Sommerdrink des Jahres" haben wir uns hier kürzlich erst auseinander gesetzt. Trotzdem ist es angesichts einer Außentemperatur von 4°C an der Zeit sich diesem Thema zu widmen.

Der wohlgesonnene Leser bzw. die aufmerksame Leserin denkt nun an bärtige Hipster-Barkeeper mit Lederschurz, die auf einer an einem plätschernden Bächlein gelegenen Sonnenterrasse laufend crazy Longdrinks in Fancyglassware servieren. In vielen Fällen sieht das anders aus und der halbwarme Aperolsprizz (für 11,90 EUR) wird vom misslaunigen, nach Trinkgeld lechzenden Kellner angeschleppt. Die Caféterrasse hätte seit den 80ern auch mal nen Anstrich verdient.

(Jinn und kein Ende)

Doch weg vom Crowdpleaser hin zum stylischen Gin&Tonic. Seit Jahren wachsen die Supermarktabteilungen, die feierlich diesem einen Drink gewidmet wurden, quasi wöchentlich um neue Tonics und Gins. Nach diversen Regionalgins, farbwechselnden Derivaten und Monkey 47-Kopien sind es zuletzt "Fruchtgins", die ins Glas schlagen. Nachdem Bombay im letzten Jahr mit dem Bramble daher kam, hat Tanqueray seinem Orangegin nun noch eine Johannisbeervariante an die Seite gestellt. Alle drei find ich recht brauchbar und so wird vielleicht der "Blackcurrant Royale" der Knaller in 2021.


(Freundin-Leser*innen wissen mehr)

Aber wie ging es mit den anderen Sommerdrinkaspiranten der letzten Jahre weiter? Wermut-Tonic? Port-Tonic? Suze-Tonic? - Wot? Naja, war nicht sooo das Ding, aber ein feiner Whiteport mit etwas Campari oder Cassis und ein schönes Dry Tonic... Mhhh...

(Aha.)

Mangels schlagkräftiger Alternativen werden also wieder G&Ts unterschiedlicher Machart DER Sommerdrink des Jahres sein. Ob nun mit geflavourten Beerentonics oder Beerengins oder echtem Gemüse/Obst im Glas ist letztlich egal, Hauptsache die Klicks - äh Umdrehungen stimmen. Oder hat der - äh Pinaq Rosé beim trendbewussten Trinker eine Chance? Ein neuartiger Likör auf Basis von Cognac, Vodka und Roséwein? Cheerio!

 

Sonntag, 4. April 2021

The Water Of Life - Endlich mal wieder ein Whiskyfilm (über Jim McEwan)

"For us it's all about the production. That IS our story!"

(Mark Reynier, Waterford Distillery, 2021)

Über den besonders gelungenen Whiskyfilm "The Amber Light" habe ich hier schon berichtet. Ansehenswert ist auch "Scotch: A Golden Dream" von Andrew Peat (!) aus 2018, der sich neben den allgemeinen Fragen wie z.B. "Wie wird Whisky hergestellt und wie wird er getrunken?" insbesondere mit der Figur des Jim McEwan und dessen Rolle in der Whiskyindustrie auseinandersetzt. Passenderweise endet der Streifen mit Jims Abschied von der Bruichladdich Distillery und dem Beginn seines Ruhestands. 

Ruhestand? Jim McEwan? Wie nicht anders zu erwarten, entwickelte sich die Story ein wenig anders und Herr McEwan hatte schnell wieder andere Projekte am Start. Darüber und (Sie werden es erraten haben) über die Lebensgeschichte von Jim McEwan und dessen Rolle beim Restart von Laddie geht es im brandneuen Movie "The Water Of Life" von Greg Swartz. Die großen Unterschiede zu "Scotch: A Golden Dream": Mark Reynier kommt auch vor und es wird mit Dronen gefilmt.

(Charles MacLean weiß alles)

Ende Januar gab es die Möglichkeit sich den Film online anzusehen (ein passendes Tasting/Sample-Set gabs auch dazu) und im Anschluss an die Premiere wurde sieben Abende lang täglich eine rund zweistündige Zoomrunde angeboten, in der die Protagonisten (also Leute aus der Whiskyindustrie und auch von der Filmcrew) sich den Fragen des Publikums stellten. Auch ich habe mich nicht lumpen lassen, mein bestes Whiskyenglisch rausgeholt und den bedauernswerten Charles MacLean nach seinem neuesten Buchprojekt befragt usw. Wissenswertes und Nerdiges en masse gab es z.B. von David Stewart (William Grant & Sons), der wie immer ruhig und sachlich zu den Anfängen des Finishing in den 80ern Auskunft gab. Die Anekdoten von Jim McEwan und Mark Reynier (die sowohl im Film als auch online getrennt von einander auftraten) waren jedoch unübertroffen. Ach ja und die Stories von Jack Milroy zum Balvenie 50y und seinem Rolls Royce... Aber genug davon.

(2 experts, 1 drinker and 1 idiot)

Neben der Tatsache, dass die besondere Beziehung zwischen Jim und Mark Einfluss in "The Water Of Life" gefunden hat, ist das ein sehr gut gemachter professioneller Film mit Rhythmus und Balance und nicht nur ein äh Werbefilmchen für Scotch. David Lynch sagte mal in einem Interview, dass es auf die Details ankomme. Und davon hat das Movie eine ganze Reihe. Ob es nun emotionale Momente sind oder einfach die tollen Kameraflüge mit der Drone über Islay.

Wann der Film (für dessen 88 Minuten Spielzeit rund 17 Stunden Material geschnitten werden mussten) nun in die Kinos kommt oder auf Bluray bzw. digital zu kaufen sein wird, ist noch nicht bekannt. Appetit macht das neue Buch von/über Jim, das dieser Tage erscheinen soll, und der Youtube-Channel von "The Water Of Life". Und außerdem arbeiten Greg Swartz und das Team bereits am nächsten Whiskyfilm... 

UPDATEDen Whiskyfilm "The Water Of Life" sollte man also gesehen haben. Wer das nachholen oder ihn sich einfach nochmal reinziehen will, hat dazu neue Möglichkeiten: Er ist jetzt im Microsoft Store als Leih- oder Kaufstream zu haben oder man greift zur Bluray, die ab 13.09.2022 zu kaufen sein soll.

Mittwoch, 5. August 2020

Wiedervorlage: 50th Black Tot Day und Navyrum

"There are Tall Ships and Small Ships 
And Ships that Sail the Sea 
But the Best Ships are Friendships 
Like the One Between You and Me"

("The Tall Ships Toast", Anonymous)

Was haben Sie am letzten Freitag gemacht? Dem 31. Juli 2020? Dem 50. Jubiläum des Black Tot Day? Zum Thema Black Tot Day und Navyrum im Speziellen und Allgemeinen hat wad! sich schon vor fünf Jahren um ein paar Worte bemüht. Beim Londoner Getränkevertrieb The Whisky Exchange war man fleißiger und berichtete, süffelte und quatschte gleich 24 Stunden rund um die Uhr (und die Welt) mit Zeitzeugen, Rumtrinkern, -machern und -verkäufern, Journalisten und Barmenschen über Trinkkultur, Rum, Navyrum undundund... (Hier der Zeitplan und der ganze Spaß zum Angucken und Mittrinken als digitale Konserve).

                     

Was hat der Rumnerd oder besser Rumgourmet bei all dem gelernt? Nun, neben allerlei Smalltalk und Aufkochen von längst bekannten Infos gab es natürlich auch hier und da Neues zu vernehmen und auch die eine oder andere Begebenheit, die mir nicht bekannt war, war dabei. Freilich wurde auch kräftig die Werbetrommel für TWEs eigenen Navyrumblend namens Black Tot und die schon vor zehn Jahren beim 40jährigen Jubiläum erscheinene Last Consignment-Abfüllung, die immer noch zu haben ist (der gute Sukhinder Singh von TWE musste aber auch gleich 3.000 Flagons kaufen), gerührt. But why not?

                                    

Wesentlich interessanter waren die Gespräche mit Dave Broom, Luca Gargano, Carsten Vlierboom, Daniele Biondi und Shaun Caleb und Frank Ward und... Ja ja, ich hör schon auf. Oliver Chilton von Elixier bzw. TWE rückte auch einige Fakten zum Black Tot Rum raus, den ich persönlich als moderne Fassung eines Navyblends verstehe - leichter als manche altmodischen Mitbewerber und damit auch massentauglicher (im besten Sinne). Passenderweise gibt es dazu ein Tastingset zu kaufen, das die vier Komponenten mit Angabe ihres prozentualen Anteils und das Endresultat in fünf 3cl-Samples (alle 46,2% vol.) beinhaltet - Black Tot Deconstruction. Das ist cool, kostet aber deutlich mehr als eine 0,7l-Flasche des Schwarzen (ca. 33 EUR).

                                     Black Tot 50th Anniversary - Rezept
Black Tot 50th Anniversary - Rezeptur

Fazit der Veranstaltung: Die Rumkategorie muss sich weiter energisch um Aufklärung der Trinker, die Rum in erster Linie als billigen Partysprit für süße Drinks und weniger als seriöse Alternative zu Single Malt verstehen, bemühen. Das Potential ist riesengroß, aber bei weitem nicht voll entwickelt und das Finalisieren von Rum in Whiskyfässern und Whisky in Rumfässern ist - nunja - eine nette Sache, die aber keinen groß weiterbringt, oder? Go on, Rum boys & Rum girls!

Update: Kaum 4 Monate später ist der Black Tot 50th Anniversary Rum auch schon da und es gibt noch mehr Neues, denn ab sofort soll es jedes Jahr eine Sonderauflage geben, die zum Teil auf den Überbleibseln vom Vorjahresvatting basiert.