Freitag, 2. September 2011

Lemon Hart Rum - Relaunch


"...für Lords, Sailors und andere Genießer"

Seit einigen Wochen ist in Deutschland wieder Rum der Marke "Lemon Hart" offiziell erhältlich. Dabei handelt es sich um die Abfüllungen "Original" (40 % Vol.) und "151" (75,5% Vol.) - beides Blends aus Demerararum, die von der "Demerara Distillers Limited" in Guyana produziert werden. Die Marke "Lemon Hart" war bereits anfangs des 19. Jahrhundert in London entstanden, wo die gleichnamige Company karibischen Rum importierte und sogar offizieller Lieferant der Royal Navy wurde. Zeitsprung. Ab den 50er Jahren war in Deutschland der "Lemon Hart - Golden Jamaica Rum" mit 73% Vol. erhältlich, der ebenso wie seine Verwandtschaft aus Guyana bis 2009 unter der Eigentümerschaft von "Pernod-Ricard" verkauft wurde. In der Bar erlangte bekanntlich die hochprozentige Demeraraversion einen hohen Stellenwert, da sie u.a. als unverzichtbarer Bestandteil für zahlreiche Tikiklassiker nachgefragt wurde. Letzteres resultiert - neben der Qualität des Produkts - auch daraus, dass andere Alternativen in den USA schlichtweg nicht flächendeckend erhältlich waren.
Nun ist seit Mitte 2010 das kanadische Unternehmen "Mosaiq Inc." Eigentümer der Marke (und der Rezeptur) und so ist über den deutschen Vertriebspartner "Kammer-Kirsch" der Stoff nach einer relativ kurzen Zeit der Dürre - pünktlich zum Tikitamtam der letzten Monate - wieder da. Soweit - so gut. Doch wie sieht es mit dem Geschmacksprofil aus?

Ich möchte meine Eindrücke besonders auf den 40%igen Kameraden beziehen, da dieser im Wirbel um den "151er" fast ein bisschen untergeht. Ein Münchner Gastrogroßhändler hat beispielsweise nur den Hochprozenter gelistet. Der "Lemon Hart - Original" lässt mit seiner deutlichen, süßen Karamellnase eine gefälliges Destillat erwarten. Ganz so ist es aber natürlich nicht. Der süße Grundton im Mund geht schnell in trockene, aber leichte Früchte über. Hochprozentiger Kakao und die Aromen von gelagertem Potstillrum dominieren. So ähnelt der "LH" am ehesten dem "Jefferson's Dark Rum", der vielleicht eine Spur trockner und etwas würziger ist. Deutlich schwächer ist der "Lamb's Navy Rum" aufgestellt. Mit mehr Holz und auch wesentlich trockner steht der in unseren Breiten eher unbekannte "Watson's Demerara" in englischen Fischerkneipen. Mehr Feuer hat hingegen der "El Dorado 8y", der ähnlich aufgebaut erscheint, aber auch ein süßerer Geselle ist. Ein Vergleich mit den beiden 12- und 15jährigen "El Dorados" (süßer, runder, besser!) hinkt ebenso wie der mit "Gosling's Black Seal" (viel tiefer und weniger süß). Erstere kosten 50 bis 100 Prozent mehr und sind doch eher Sippingrums. Letzterer ist zwar ein Dark Rum, der an keiner ernst zu nehmenden Bar fehlen sollte, aber nunmal kein Demerara.

Ergebnis: Der "Lemon Hart - Original" gefällt mir mit seiner altmodischen Art sehr gut, sollte aber an der Mixtheke stehen (außer man betreibt eine Spelunke in einem britischen Hafen) und bietet ein gutes Preis-Leistungsverhältnis. Der "151" bestätigt - selbst im Vergleich mit verschiedenen Fullproof-Demeraras (über 60% Vol.) - seine Eigenständigkeit. Ein absolutes Muss! Übrigens: Entsprechend verdünnt kommt er der 40%igen Version erstaunlich nahe, auch wenn ich etwas mehr Karamellsüße feststellen konnte. Über die Zusammensetzung der Blends ist zwar nichts bekannt, doch zum einen spielen sicher Potstillrums eine gewichtige Rolle - zum anderen erscheinen die beiden Versionen (auf ungefähr gleichem Alkoholniveau) sehr ähnlich. Vielleicht genügt also tatsächlich der Kauf der hochprozentigen Abfüllung...

In der abgebildeten Werbeanzeige der Firma "Epikur GmbH" (dem damaligen Deutschlandimporteur) aus den 50er Jahren wird u.a. ein "Lemon Hart Manhattan" und ein "Lemon Hart Cola" mit dem 73%igen Jamaicarum empfohlen. Respekt! Über den Relaunch der beliebten Jamaicaabfüllungen mit 40 bzw 73% Vol. ist bislang nichts bekannt geworden.

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