Donnerstag, 3. November 2011

Rum von Alambic Classique

Whisky, Cognac, Armagnac, Calvados und Fruchtlikör, Gin, Marc und Rum. Dies alles importiert und handelt Hermann Suppanz in Bad Wörishofen unter dem Label "Alambic Classique". Dem geneigten Leser dieser und anderer Publikationen dürften v.a. die außergewöhnlichen fassgelagerten Gins oder die hochwertigen, alten Scotch Whiskies aufgefallen sein. What A Drink! beschäftigt sich heute allerdings mit einer anderen Warengruppe: Rum. Und hier im speziellen mit sage und schreibe gleich neun verschiedenen Einzelfassabfüllungen aus dem karibischen Raum. Alle Rums der aktuellen "Rare Single Cask"-Range werden auf 45% Vol. reduziert und in schlichten aber optisch durchaus wertigen 0,7l-Flaschen angeboten. Ich darf im folgenden ein paar kurze Stichpunkte zur Beschreibung aus meinem Tasting anfügen und mich bei Herrn Keuper vom Münchner Barroom bzw. bardealer.de für seine Mitarbeit bei dieser sensorisch anspruchsvollen Tätigkeit bedanken.

Cuba - "Sanctus Spiritus - Old Vintage", 1998, 12 Jahre alt: Ein Duft nach fassgelagertem Apfelbrand bzw. jungem Calvados, dann aber trockener Kubaner mit deutlichem, rauchigen Fasseinfluss, für uns keine Süße vorhanden;

Barbados - "Foursquare - Millenium Reserve", 2000, 6 Jahre alt: zunächst leichte Schwefelnase, die aber verfliegt, dann Vanille und eine Spur Orange, im weiteren Verlauf auch Kokosnuss, am Gaumen viel Toffee, leichte Frucht und langer Abgang;

Martinique - "Galion - Grande Reserve"
, 2002, 8 Jahre alt: typische Agricolenase mit Alcantaraleder, dann Himbeeren, Fenchelhonig und leichte Bitterkeit vom Fass (?), durchgehender Zuckerrohrgeschmack;

Guadeloupe - "Bellevue - Flamme D'Or"
, 1998, 9 Jahre alt: in der Nase süßer als am Gaumen, Karamell, dann geben sich Zitrusnoten und Zuckerrohr die Hand, erfrischend trotz Fasseinflüssen, trocken und lang, ein maskuliner und trotzdem ausgeglichener Rum;

Jamaika - "Long Pond - Imperial"
, 1992, 18 Jahre alt: klassisches Jamaikaprofil mit enormem Volumen, gebrannte Orange, trockener Abgang, lang und sehr komplex;

Grenada - "Westerhall - XO"
, 1998, 9 Jahre alt: Kräuter und Vanillehonig in der Nase, auch Koriander, ölig mit leicht rauchigem Fasseinfluss, Pfeffer, Der Gin unter den Rums;

Nicaragua - "Chichigalpa - Tres Vieux"
, 1995, 15 Jahre alt: deutliche Vanille, dann wie erwartet brauner Kandis mit kandierten Früchten, im Abgang trockner werdend;

Nicaragua - "Licorera - Special Reserve", 1998, 8 Jahre alt: zarte Vanille, dann weiter mit Vanille und Röstaromen, es bleibt ein nicht zu identifizierender Beigeschmack;

Trinidad - "Trinidad Distillers - Millenium Reserve"
, 2000, 6 Jahre alt: Toffeenase, ölig, mit weißem Pfeffer, öffnet sich langsam und zeigt dann deutliche Vanille, lang, hat Charakter und macht keine Gefangenen;

Unsere Favoriten waren letztlich der "Galion" und der "Long Pond" gefolgt vom "Chichigalpa". Vom "Bellevue" hatten wir uns mehr erwartet. Der "Licorera" hat uns nicht geschmeckt. Das Portfolio bot aber einige positive Überraschungen und gibt Anlass zur Neubewertung des einen oder anderen Herstellerlandes. Rum bietet nun wirklich immer etwas Neues.

Mit Bruttopreisen zwischen 40 und 65 Euro sind die "Alambics" auf den ersten Blick keine Schnäppchen. Doch handelt es sich zum einen ja auch um hochklassige Raritäten im besten Sinne und zum anderen gibt es für Handel und Gastronomie gesonderte Preislisten für den Direkteinkauf. Nachfragen lohnt sich da meines Erachtens.
Nachgefragt habe ich auch bei Herrn Suppanz.

whatadrink: Herr Suppanz, viele karibische Rums werden in Schottland bzw. England gelagert. Trifft das auch auf die von Ihnen angebotenen Einzelfassabfüllungen zu oder kommt Ihr Rum aus Lagern im jeweiligen Herkunftsland?


Hermann Suppanz: Generell kann man sagen, dass alle unsere Rums die meiste Zeit im Herkunftsland gelagert wurden.


wad: Wir waren beim Tasting u.a. vom "Grenada Westerhall X.O." besonders überrrascht. Wie kommt man solch ein exotisches und zugleich außergewöhnlich gutes Destillat?


HS: Wir hatten einfach Glück. Aber ich muss natürlich auch dazu sagen, dass wir uns immer aus einer Vielzahl von Fässern, die für uns besten auswählen. Das trifft übrigens auch auf alle anderen Fassabfüllungen - insbesondere unseren Whisky - zu.

wad:
Gibt es einen besonderen Grund, warum Sie bisher keinen Demerararum aus Guyana im Angebot hatten?

HS: Hier wurde uns noch nichts Spezielles angeboten, aber oft stimmt auch das Preis-Leistungsverhältnis nicht.

wad: Alle Ihre Rumabfüllungen sind (was ich sehr gut finde) mit 45% Vol. ausgestattet. Planen Sie für die Zukunft eine Abfüllung in Faßstärke?

HS: Das haben wir uns auch schon überlegt und wollen, wenn es mal passt, auch in Fassstärke abfüllen. Meist kaufen wir aber Fässer mit Originalstärke von über 70% Vol. ein. Das ist dann doch zu hoch bzw. lässt sich bei uns kaum vermarkten.


wad: Danke für die Informationen.

Die Produkte von "Alambic Classique" sind in verschiedenen deutschen Onlineshops erhältlich. Eine Liste der aktuellen Bezugsquellen können Sie hier direkt anfordern.


(Hinweis: Für das beschriebene Tasting wurden Warenproben zur Verfügung gestellt.)

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