Freitag, 7. Dezember 2012

Wiedervorlage: Ron Zacapa (Teil 1)

Der "Zacapa Room" in München geht in letzte Runde. Morgen, am Samstag, hat er zum letzten Mal geöffnet. Am letzten Mittwoch war Masterblenderin Lorena Vasquez in München, um zwei reichlich ausgebuchte Master Classes abzuhalten. Das Interesse an einem Rum, von dem jeder schon alles zu wissen scheint, ist also weiterhin groß. Der eine oder andere hat ein wenig Vertiefung seines Fachwissens aber auch dringend nötig. Wie ich darauf nun wieder komme? Ein Beispiel:

Gast: "Was bedeutet denn die 23 auf dem Etikett"?
Bartender: "Das bezieht sich auf das Alter."
Gast: "Es gibt keinen Rum, der 23 Jahre alt ist."
Bartender: "Doch. Hier sind Rums drin, die zwischen 6 und 23 Jahren alt sind. Der wird in einem Solerosystem gemacht."
Gast: "Das kann ich nicht glauben. Sombrerosystem?"
Bartender: "Doch. Von dieser Marke gab es sogar schon einen 30jährigen Rum. Solero bedeutet, dass da Fässer übereinander liegen und immer gemischt wird."

Hm. Sie verstehen, was ich meine? Das ist jetzt nicht ganz falsch, was der Barmann da von sich gegeben hat. Aber völlig korrekt ists eben auch nicht. Wer findet die Fehler? Außerdem hält sich beim "Zacapa" - gerade weil er schon länger auf dem Markt ist oder gerade weil er seit einiger Zeit im Fokus eines gewissen öffentlichen Interesses steht - die Früher-war-alles-besser-Sage. Aber hat die auch ihre Berechtigung? Können ihre Verfechter wirklich in Anspruch nehmen seit zehn oder fünfzehn Jahren über objektive, geschulte Geschmacksinne zu verfügen und jede Veränderung im Aromenprofil einer so komplexen Spirituose aufzuspüren? Da habe ich meine Zweifel zumal sich das Angebot an Rum im - nennen wir es - Premiumsegment doch stetig verbreitert hat und die Nutzung verschiedener Fasstypen inzwischen schon fast Standard ist (siehe z.B. "Dos Maderas P.X." (P.X. Sherry), "Plantation" (diverse), "Mahiki" (Cognac), etc.).

Dankeswerterweise sind seit einiger Zeit historische Abfüllungen von "Ron Zacapa" auf dem Markt zu finden: Die beiden vollkommen mit Palmenblätterbast umwickelten Abfüllungen "23 Años" (weißes Etikett) und "Black Label", sowie der "Premio Platino X.O." im Dekanter - alle drei mit 40% Vol. und auf eine Abfüllung in 2002 bzw. 2003/2004 zu datieren (siehe die 4 Gold Medal aus 1998-2001 auf dem Frontetikett bzw. die Erwähnung der Auszeichnung in 2003 beim X.O. Zudem findet sich in meiner Kollektion u.a. noch eine etwas ältere Abfüllung des allgemein als "23 Años" bekannten Stoffs (auch wenn diese Alterbezeichnung nur in kleiner Schrift auf dem Rücketikett zu finden ist) aus ca. 2000. Soviel zur Datierung. Und zum Inhalt? Wer hat denn in einem (Blind)Tasting sämtliche aktuelle, historische und wenn auch nur Pre-Diageo-Releases gegeneinander verkostet? Frau Vasquez hat es getan. Und sie hat - will man den Ausführungen bei refined vices Glauben schenken - keine Unterschiede feststellen können. Meine persönlichen Untersuchungen führten zu einem anderen Ergebnis. Mir kamen die alten Versionen - frisch geöffnet natürlich - durchweg weniger komplex vor als spätere Proben. Die hatten zum Teil zwar auch eine gewichtigere Alkoholpräsenz (z.B. beim Sistema Solera 23), was ich nicht so großartig finde, aber dafür konnte ich auch ein Plus an Feuer und eine größere Tiefe - bei mehreren Versuchen übrigens - vermerken.
 

Mein Alltime-Zacapa-Liebling bleibt der ebenfalls noch gut erhältliche "Straight From the Cask". Als Frau Vasquez von anderen Zuhörern dazu befragt wurde, wurde ihr Grinsen doch noch ein bisschen breiter als sonst. Tja, sie sollte es schließlich wissen. Der aktuelle "Etiqueta Negra" mit seinem Finish in frisch ausgebrannten (gebraucht)Fässern (da steckt doch eine Spur Rauch drin?) und der aktuelle, relativ trockene "X.O." mit seinem Ex-Cognaccask-Finish gefallen mir aber durchaus auch sehr gut. Nach neuen Special Releases a la "Aniversario 30" oder einer Single Barrel-Variante aus den vielfach zitierten Old Rums habe ich natürlich nicht gefragt. Da lasse ich mich doch lieber von ihr bzw. Diageo überraschen...

Zum Abschluss aber doch noch mal zur Sachkunde und deshalb nochmal zurück zu refined vices. Dort gibt es eine ausgezeichnete Serie mit einer sehr detailliierten Erklärung zu Zacapas Aging- und Blendingsystem (dazu hier ein vereinfachtes Schaubild), einem Interview etc.

Samstag, 1. Dezember 2012

Der Zacapa Room in München...

...hat leider nur bis einschließlich 8. Dezember 2012 geöffnet und sonntags, d.h. morgen, ist geschlossen. Das sind die schlechten Nachrichten. Die Guten: Die ganze nächste Woche noch kann Mann und/oder Frau allein, zu zweit oder im Grüppchen von 13-22 Uhr einfach so in die Räumlichkeiten am Gärtnerplatz 6 (Ecke Corneliusstrasse) in München spatzieren, an der Bar, auf den Loungemöbeln (Sofa kann mans nicht nennen) oder im seperaten Tastingroom Platz nehmen und... "Ron Zacapa", den Rum der - so zumindest meine Meinung - das Segment Premiumrum definiert hat, genießen! Einfach so. Ohne Eintritt. Für lau. Naja, fast für lau - einige wenige Drinks sind mit Preisen versehen. Aber die angebotenen Tastingtermine (Buchung via Webseite) sind wiederum kostenlos.
Wenn Sie jetzt fassungslos auf Ihren Bildschirm starren, sei zur Erklärung hinzugefügt, dass Ihnen diese gute Tat von "Diageo", einem ganz großen Big Boy im internationalen Spirituosengeschäft, der seit 2008 die Marke "Zacapa" weltweit (weiter) aufbauen darf, zugefügt wird. Zudem gehören Sie offenbar nicht zu dem Teil der Münchner Gesellschaft, die am letzten Donnerstag zur prunkvollen Eröffnung dieses sog. Pop-Up Showrooms geladen war und bei den Ausgaben in Mailand und Turin waren Sie wohl auch nicht zugegen. Aber das ist verzeihlich, es geht ja eigentlich um den Rum.
Ich war aber aus wissenschaftlichen und journalistischen Gründen vor Ort und habe daher auch - dank glücklicher Positionierung in Nähe der Küche - umfangreich am Flying Buffet von Zwei-Sternekoch Tim Raue teilgenommen. Wenn Sie eine ähnliche Veranstaltung planen, sei Ihnen die vorzügliche Entenleberterrine (mit Chili und Mango) des Berliner Maestros ans Herz gelegt. Jaja, so fein ging es zu und fast noch feiner waren die von unseren Münchner Bar-Sternen (!) Oliver von Carnap, Bill Fehn und Lukas Motejzik dargebotenen "Zacapa"-Variationen im schokolierten Tumbler, mit Orangenbaiser oder -schaum (Aquariumpumpe läßt grüßen) oder mit karamellisierten Rosinen oder mit Vanillekipferlrand oder mit Nebel und Rauch oder...
Lassen wir das. Lassen wir lieber Bilder sprechen... (An dieser Stelle greife ich ausnahmsweise auch auf ein paar von der freundlichen Agentur häberlein & mauerer zur Verfügung gestellten Aufnahmen zurück. Ich hatte fast immer die Hände voll mit allerlei Köstlichkeiten, darum...)

Hier noch ein paar besonders empfehlenswerte Bezugsquellen: Bardealer, Barfish, Cognac-Paradise;


 (mit Genehmigung von häberlein & mauerer)
 (mit Genehmigung von häberlein & mauerer)
(mit Genehmigung von häberlein & mauerer)
(mit Genehmigung von häberlein & mauerer)
 

Mittwoch, 28. November 2012

Mal wieder was zum Lesen und Rum für die Haare...

Winterzeit - Geschenkezeit. Auch wenn Sie und Ihre Lieben nicht am alljährlichen Weihnachtsrummelbummel teilnehmen oder aus Prinzip keine Geschenke machen, sollten Sie sich die folgenden Werke mal genauer ansehen:

"1001 Whiskies You Must Taste Before You Die", Dominic Roskow, 960 Seiten, ISBN 978-1-84403-710-0: Seit Sommer 2012 liegt dieses Schwergewicht vor und ist vielleicht weniger was für den Nierentisch (der unter der Last zusammenbrechen könnte), als für das Nachttischchen oder *hüstel* die Toilette. Eindruck macht auf jeden Fall der, der alle Malts, Blends, Irish, Bourbons, Ryes, American Craft Whiskies, etc. schon probiert hat. Sechs deutsche Whiskies sind übrigens auch dabei. Das wäre ja mal ein Anfang. Der Autor verzichtet auf Punkteschema oder sonstige strenge Bewertungen, erzählt aber mal was zur Brennerei, zum Abfüller oder eben zum Whisky selbst. Tastingnotes gibts auch. Eine unterhaltsame Lektüre für eine sechswöchigen Urlaubsreise an den Oderbruch.
"gaz regan's Annual Manual For Bartenders 2012", 277 Seiten, ISBN 978-1-907434-01-3 (auch via Kindle) und "gaz regan's 101 Best New Cocktails 2012", 275 Seiten, ISBN 978-1-907434-03-7: Nach dem Annual Manual 2011 besteht this year's gaz regan gleich aus zwei Bänden. Einmal haben wir das Manual, das sich in einen autobiografischen Teil, einigen Artikeln zu einzelnen Fachthemen inkl. Bartenderportraits - Stichwort: Mindful Bartender - und noch ein paar Abschnitten unter dem Titel Bar Geekery (z.B. Jiggern) unterteilt. Gegenüber der 2011er Ausgabe wurde der Rezeptteil in das "101 Best New Cocktails"-Buch ausgelagert. Dort gibt es dann genaue Rezepturen aus Bars und Cocktailwettbewerben, die der Meister selbst vor Ort vernichtet und mit Kommentaren versehen hat. Eine - wie ich meine - inspirierende Sammlung von durchaus nachahmenswerten Beispielen zeitgenössischer Cocktailkunst.

"Cuban Cocktails", Anistatia Miller & Jared Brown, 271 Seiten, ISBN 978-1-907434-10-5: Was das Œuvre dieser beiden "Drinks Detectives" (CLASS magazine) für die Bartenderwelt bisher bedeutet hat und hoffentlich noch bedeuten wird, kann ich gar nicht abschätzen. Auf jeden Fall macht "Cuban Cocktails" da weiter, wo der Vortrag des "legendary couples" beim BCB 2012 aufgehört hat: Bei den kubanischen Cantineros und ihren Drinks. Ein extrem unterhaltsames Must nicht nur für Cuba Libre-Trinker und Cocktailhistoriker.
"Bourbon, Straight", Charles K. Cowdery, 284 Seiten, ISBN 978-0975870303: Das Buch aus dem Jahre 2004 ist auch heute noch up-to-date, auch wenn die amerikanische Whiskeyszene seit dem einige Änderungen durchlaufen hat. Nennen wir es "Standardwerk" - ohne andere "Standardwerke" hinten anzustellen. Aber Cowdery - Betreiber des "Chuck Cowdery Blog" und Herausgeber des "The Bourbon Country Reader" - ist nicht nur gelernter Journalist, sondern Whiskeyliebhaber und das seit vielen Jahren. Sauber recherchierte Fakten und eigene Erlebnisse/Erkenntnisse ergeben so ein detailliiertes Bild des American Whiskey. Das Buch ist als Kindleedition erhältlich, wie übrigens auch zwei weitere Veröffentlichungen des Autors: "The Best Bourbon You'll Never Taste. The True Story Of A. H. Hirsch Reserve Straight Bourbon Whiskey, Distilled In The Spring Of 1974" bringt Licht in die Geschichte des in letzter Zeit zu Mondpreisen gehandelten Bourbons und zeigt auf, welch ein Unsinn auf dem Rückenetikett der letzten Abfüllungen publiziert wurde. "Small Barrels Produce Lousy Whiskey" stellt diese von Cowdery abgeschossene These in den richtigen Kontext.

Zum Abschluss noch ein Geschenktip für den gepflegten und stilvollen Herren. Das Kaufhaus Manufactum bietet seit kurzer Zeit ein Vielzweckmittel an, das als Badezusatz, Gesichts- und Haarwasser, Körperlotion und Rasierwasser genutzt werden kann. Ob man den "Dominica Bay Rum" mit 55,5% Vol. auf Basis von "feinstem Jamaica-Rum" auch gefahrlos trinken kann, kann ich noch nicht bestätigen. Noch reibe ich mich vor dem Verlassen des Hauses mit feinstem Islay-Malt ein... Frohes Fest!


Berlin Rules! oder: Whisky in der Hauptstadt

"...Ich lauf die Pappelallee hoch und die Prenzlauer runter
Ja sind denn alle abhängig hier? Voll auf Litschi und Holunder
Vom Himmel fällt Holzspielzeug und ein Satz Faber-Castell
Die Menschen sehen alle gleich aus, irgendwie individuell

Schwarz-Grün wird die Republik, hier ist sie es schon
Auf dem Nachttisch die Bibel und der Manufaktum-Katalog..."


(aus "Prenzlauer Berg" von  Rainald Grebe & Das Orchester Der Versöhnung, 2011)

Als einer der letzten (?) Blogger auf Mutter Erde, der sich mit Spirituosen und dem Drumherum dazu beschäftigt, kann ich mir die Freizeitangebote mittlerweile aussuchen. Schweren Herzens hatte ich mich so letzte Woche für einen Trip nach Berlin auf Einladung von "LVMH" entschieden. Dort galt es einer elitären Masterclass um "Glenmorangies" Signet, ein schottischer Single Malt, der vor rund vier Jahren auf den Markt gekommen war, beizuwohnen.
Ich hatte mich vorbereitet und war sämtliche Rezensionen, Tastingnotes, Whiskybücher und auch meine eigenen Aufzeichnungen durchgegangen. Zudem widmete ich mich nochmal objektiv und ausgiebig der mir vorliegenden Proben. Kritische Anmerkungen und Fragen notierte ich mir im Hinterkopf und war bereit den Designertropfen wissenschaftlich zu sezieren. Vor Ort entpuppte sich das geladene Volk als bunte Mischung von Bar- und Whiskymenschen aus allen (wesentlichen) Teilen der Republik und aus allen (noch) lebenden Generationen (und ich eben). Dieser kommunikationsfreudige Haufen war - das stellte sich an der geheimen Ziellocation, direkt neben dem Music and Lifestyle Hotel "nhow" (sprich: naʊ) schnell heraus - lediglich in die Hauptstadt getrommelt worden, um über Whisky und Signet zu quatschen. Unterbrochen wurden wir dabei nur durch ein kurzes Tasting in einem komplett schwarz gehaltenen Darkroom bei dem den Deliquenten über Funkkopfhörer Stimmen und Sounds eingespielt wurden, die das Genussvergnügen unterstützen sollten. Noch entspannter wurde es, als uns Deutschlands "Glenmorangie/Ardbeg" Brand Ambassador Michael Scheibe in eine bis dato verborgene Lounge mit eigener Bar führte - noch mehr Gelegenheit zum Kennenlernen und Fachsimpeln über Glenmorangie, schottisches Gerstendestillat im allgemeinen, Cocktails, Bars usw... Nach einer Visite in der "Amano"-Bar und Foodpairing mit Currywurst und Signet (funktioniert nicht unbedingt) am Bahnhof Friedrichstraße klang der Abend (für mich) bei ein paar recht vernünftigen Bottle-Aged-Drinks im etwas überstylten "Rocco & Sanny" aus.

Wenn unsereins schonmal in der Weltstadt ist, macht ein kurzer Schwenk durch ein paar Hotspots Sinn. Zum Thema des Vorabends passend waren das für mich zunächst zwei Whiskyshops. Ich startete im "Big Market", der mit seinem historischen Angebot (und seinem auch optisch antiquarischen Oldschool-Onlineshop) weit über Berlins Grenzen bekannt sein sollte. Hier kaufen sich auch junggebliebene Renterinnen und Rentner um die Mittagszeit einen Dram, da Inhaber Laskowski unzählige offene Flaschen parat hat.

Weiter ging es zum Whiskykanzler Werner Hertwig, der in Schöneberg zwei bestens sortierte Ladengeschäfte betreibt. Tip hier: Kommissionsware von Kunden zu annehmbaren Preisen und zwei jugendliche "Glendronach"-Single-Cask-Abfüllungen unter Eigenlabel.
Um die Ecke schlägt Berlins Rumherz (Sorry, Kristina), denn da hat Dirk Becker, Initiator des "Rumfestivals" sein bestens sortiertes "Rum-Depot". Auch hier gilt: Probieren, Probieren, Probieren...
Wer angesichts dieses Angebots nach fester Nahrung verlangt, hat seit neuestem einen neuen Anlaufpunkt: Das "Chicago Williams BBQ", der liebenswerten (Ex-)Barmenschen Holger Grill - äh - Groll (am Grill!) und Nawid Samawat (Gute Laune). Hier werden Bartender und gewöhnliche Gäste von 17-24 Uhr mit Fleischbergen (Pulled Pork, Bratwurscht), Zubehör, Bier ("Crew Ale", "Eichenhofener") und Drinks (Selbstgemischtes aus der Daiquirimachine!) versorgt. Dat is ne Benchmark! - oder: Was braucht Mensch mehr? Berlin rules...


Sonntag, 28. Oktober 2012

Wiedervorlage Islay: Kilchoman

"Deine Putzfrau bringt die Bionadeflaschen raus.
Ach Klaus, Rock 'n' Roll sieht anders aus..."

(Rainald Grebe & Die Kapelle Der Versöhnung, 2008)

Was hat Rock 'n' Roll (oder was man heute dafür hält) mit Whisky zu tun? Ehrlich gesagt: Reichlich wenig. Sieht man den ausufernden Hype um die letzten "Ardbeg"-Abfüllungen, so kommt man aber zumindest zu dem Schluß, dass wenn irgendein Fleck Schottland "rockt", es das Inselchen Islay sein muss. Von dort kommt aber neben den arrivierten - mehr oder weniger torfrauchigen Brüdern - auch der noch relativ neue "Kilchoman" Scotch Single Malt Whisky.

Und von dort kam auch der Gründer der Farm Distillery Anthony Wills zur gerade zu Ende gegangenen German Tasting Tour, die dieses Jahr v.a. im Süden der Republik Station gemacht hat. Unterstützt wurde Wills dabei von Dietmar Schulz und Corinna Schwarz, die mit ihrer Firma "Alba Import" die Alleinimporteure für Deutschland sind, und den jeweiligen Vor-Ort-Veranstaltern, wie z.B. Max Freundorfer, der in Fürstenfeldbruck einen empfehlenswerten Feinkost- und Spirituosenladen betreibt. Der hatte in das "Eventbistro" eingeladen und durfte dort rund 50 Gäste begrüßen.

"Kilchoman" gibt sich selbst das Image des kleinen und feinen Islaywhiskies. Aus rund 350 Tonnen Gerstenmalz werden rund 100.000 Liter Alkohol im Jahr produziert - bei voller Auslastung. Das entspricht dem wöchentlichen Ausstoß von z.B. "Caol Ila". Das klein kann man also bestätigen. Zum fein kommen wir gleich. Eine interessante Besonderheit sei aber an dieser Stelle besonders hervorgehoben.

Bei "Kilchoman" wird eine eigene Mälzerei mit traditionellem Malting Floor betrieben. Damit werden knapp 100 Tonnen Gerstenmalz im Jahr produziert. Gegenüber anderen Destillerien mit eigenen Maltings kommt man so auf fast 30% der benötigten Malzmenge. Der Großteil wird von "Port Ellen Maltings" bezogen. Während man von dort Malz mit einem Torfgehalt von 50 ppm kauft, liegt das Level beim selbstproduzierten Malz nur bei 15-25 ppm. Jetzt der Clou: Das unterschiedliche Ausgangsmaterial wird getrennt verarbeitet und getrennt gelagert. Man hat also Malts mit 50 ppm und eben maximal der Hälfte im Lager, was für das Portfolio interessante Alternativen eröffnet.
Damit sind wir auch schon beim Tasting. Nach der Verkostung des torfig-süßen (überreife Früchte!) New Spirit, also ungelagertem Destillat frisch aus der Brennanlage (63,5% Vol., hier vom 10.10.2012), ging es an den stolz "100% Islay" genannten Whisky (50% Vol.). Der wurde aus dem schon erwähnten nur mittelstark getorften Malz gewonnen. Die Gerste hierfür wurde komplett auf Islay angebaut. Die vorliegende 2nd Edition ist ein 50:50-Vatting aus 3- und 4-jährigem Whisky, der zu 100% aus 1st-Fill-Bourbonbarrels (selbige stammen ausnahmslos von "Buffalo Trace") kommt. Ein ob seiner Jugend schon sehr ordentlicher Stoff mit deutlichem Bourboncharakter. Hier macht sich wie beim neuen Herzstück der Range, dem "Machir Bay", die Ausrichtung auf einen möglichst reinen und fehlerlosen Spirit bezahlt. Der braucht dann auch keine lange Fassreifung, um allzu viele ungewollte Ecken und Kanten wieder loszuwerden. "Machir Bay" (46% Vol.) ist ein Mix aus 3-, 4- und 5jährigen Whiskies, dessen 4jähriger Anteil ein achtmonatiges Finish in Oloroso-Sherryfässern erhielt. Letzteres macht sich auch durchaus integriert bemerkbar. Und auch der höhere Torfgehalt beim Malz - 50 ppm - sorgt für wesentlich mehr Islayfeeling als beim "100%".

Die Produktion bei "Kilchoman" wurde 2005 aufgenommen. Aus 2006 stammt das Destillat im 5jährigen  "Vintage 2006" (46% Vol.), der schon deutlich mehr Reife mitbringt (80% 1st-Fill- und 20% Refill-Bourbonfässer). Den Abschluss der Reihe bildeten, nach einer kleinen Stärkung mit Eintopf, Schinken und Käse und der Möglichkeit sich durch Proben von Low Wines bis Feints zu nosen, drei besondere Abfüllungen. Los ging es mit einem - inzwischen ausverkauften - Sherryeinzelfass, das mich nicht recht zu überzeugen wusste. Es folgte das aktuelle Tourbottling, eine Abfüllung aus drei Bourbonfässern, die aus einer Tagesproduktion stammten, mit 59,3% Vol. Oha! Das ist doch was für Vaters Sohn! Hier passt die Balance zwischen Fassaromen (Vanille!) und dem fruchtig-rauchigen Destillat. Mit Spannung wurde die letzte Probe erwartet: "Kilchoman" aus einem Madeirafass - kein Finish, sondern 3jährige Lagerung. Doch die Enttäuschung war - zumindest bei mir - groß. Gute Nase aber kein neues Geschmackserlebnis, sondern ein gar nicht so sehr süßes, aber dafür recht kurzes Vergnügen. Torfige Islays und Sherryfässer sind schon eine schwierige Allianz. Noch schwieriger erscheint die Verbindung mit Süßweinbehältnissen. Vielleicht hilft auch hier ein Vatting mit Bourbonfasswhisky. Distillerymanager John McLellan und Meister Wills werden sich schon was einfallen lassen.
Fazit: Ich hab wieder was gelernt und die Collection ein wenig erweitert. Das bedeutet folglich einen durch und durch gelungenen Abend. Meine Anregung, aufgrund der mittlerweile albernen Auktionspreise doch wieder über eine Abfüllung von New Spirit nachzudenken, stieß bei Mr. Wills nicht auf großen Zuspruch. Leider. Aber wir werden es verkraften. Slainte! 

Tip am Rande: "Albaimport" wird am 2. und 3. März 2013 bei der neuen Whiskymesse "The Village" in Nürnberg dabei sein.
 

Donnerstag, 18. Oktober 2012

Barconvent Berlin 2012

Vor einer Woche ging in der Stadt, die so ist wie New York in den 70ern war, der Barconvent 2012 über die Bühnen. Ich hatte im Vorfeld gar keine so große Lust auf zwei Tage Messe mit Party und tralala und verfolgte die allgemeine Aufgeregtheit des Fachbereichs "Bar" mit hier und da verdrehten Augen und verzogenen Mundwinkeln (Stichwort: Bartenders X-Mas. Arrghh!). Sitzt man dann im Flieger gen Berlin und wartet geduldig im optisch gelungenen Retroairport namens Tegel ("Ich liebte ein Mädchen in Tegel, die hatte Ohren wie...") auf den Ex-Berghaintürsteher vom Shuttleservice, dann macht sich doch noch ein Gefühl breit, das man gelinde als Vorfreude bezeichnen könnte. Vorfreude auf was? 
understatement
Nun, z.B. auf die begleitenden Diskussionsrunden, Tastings und Showmixereien im offiziellen Messeprogramm oder auf den kleinen Nebenbühnen der Big Boys, die eigene (internationale) Stars aufbieten, oder auf die vielen Neuheiten, die verkostet werden wollen (Mezcal- und Tequila-SB-Tisch!), oder auf eine kleine Shoppingtour an den Verkaufsständen für Spirituosen, Barzubehör und Fachliteratur (Hatte ich glücklicherweise schon alles zuhaus.) oder auf sinnentleerten Smalltalk mit Marketingmenschen oder auf verdammt viele bestens gelaunte Bartender/-nerds (aus Europa und USA), mit denen man ein paar Worte wechseln und ggf. einen kleinen Trunk nehmen kann und die sich auch noch echt freuen einen hier zu sehen (und mich u.a. für einen Russen halten!) oder auf all das, weswegen man im Oktober sonst so nach Berlin reist (z.B. Regenwetter und Passiv- und/oder Crackrauchen). Naja, der Leser hat inzwischen gemerkt, dass ich den BCB dann doch genossen hab. Warum auch nicht, ich komm ja nächstes Jahr eh wieder...
 
Agavendiskussion
 Dave Broom
 
 the mezcal formerly known as Mano Negra
 Paradise 1
  Paradise2
  Paradise3
 nötig
 unnötig
 Pornorum
 Präsi-Rye und -Bourbon
 schöne Mexikaner
Meeresgin
 Rum-Schoko-Gedöns
 Yeeeeaaaah!
 "We Love Jager In Moscow!"
 we love gaz "black eye" regan in berlin
 absolut rote hose
 cheeeeeese!
 wenn einem gutes widerfährt, das ist...
 flasche leer (macht nix)
 bavarians rule the capital
 gut so!
 auch gut!
 same procedure as last year...
mexikanische tequila girls von vorne...
...und von hinten. 100% mexico!