Sonntag, 27. April 2014

Calvados Christian Drouin Expressions - Edition Limitée

Über Calvados im allgemeinen und die bekannte Marke Château Du Breuil im besonderen hat wad! bereits ausführlich berichtet. Heute möchte ich auf ein paar außergewöhnliche Kreationen des nicht weniger bekannten Hauses Christian Drouin der Domaine Coeur De Lion  aufmerksam machen.

Drouin bietet unter seinen Marken "Coeur De Lion" und "Marquis De Saint-Loup" zahlreiche Assemblages unter den klassischen Bezeichnungen "Fine", "VSOP" etc. bzw. mit Alterangaben à la "25 Years Old" an. Weltruf hat der Hersteller allerdings mit seinen Vintages - also Abfüllungen (wie beim Cognac oder Armagnac) unter Angabe des Produktionsjahres - erlangt. Diese werden nach Bedarf abgefüllt und reichen bis in die 1930er Jahre zurück. Besonders herausragend sollen die Destillate der frühen 1960er sein - dankeswerterweise werden die neuerdings auch in kleinen Flaschen zu etwas erschwinglicheren Preisen angeboten, denn billig sind diese alten Topcalvados natürlich nicht.
Als Ergänzung des schon mehr als umfangreichen Portfolios gibt es seit einiger Zeit die Serie Calvados Expressions - Edition Limitée, die sich besonderen Faßlagerungen einzelner Jahrgangsbrände widmet und die sogar Abfüllungen in Faßstärke bietet - und das alles zu moderaten Preisen. Ich konnte Firmenchef Gullaume Drouin dazu befragen:

whatadrink!: Monsieur Drouin, meines Wissens lagern Sie Calvados in Ex-Sherry- und/oder Ex-Portweinfässern aus denen Sie dann die Vintages zusammenstellen. Ist es eine völlig neue Idee Calvados in gebrauchten Fässern zu reifen, die vorher Rum, Banyuls oder Madeira enthielten und nicht in Limousin- oder Troncaiseichenfässern? Und überhaupt die Idee des Finishing - ist das ganz neu und welche Aromen gibt diese Technik dem Destillat mit?

Gullaume Drouin: Als mein Großvater begann seinen Calvados zu reifen, wurde ihm geraten, dass er Portwein- und Sherryfässer nutzen sollte, da deren Inhalt damals in Le Havre in großem Umfang in Flaschen abgefüllt wurde und so in der Normandie einfach zu beschaffen waren. Auch mit Madeirafässern haben wir schon vor längerer Zeit experimentiert. Diese Fässer bringen immer ganz spezielle Aromen mit, aber auch die Holzstruktur wirkt sich auf den Calvados aus, was wir sehr interessant finden. Rum- und Banyulsfässer haben sehr gute Resultate erbracht. Rumfässer beeinflussen den Calvados sehr stark während Banyulsfässer den Brand weich und rund machen. Für den 1986er Jahrgang haben wir auch Muscat De Rivesaltes-Fässer genutzt.

wad!: Für die Abfüllung "Overseas Fragrance" haben Sie ein Rumfass von der Ile De Renunion benutzt. Haben Sie da noch mehr Informationen zum Rumtyp, der bei der Erstbelegung im Fass war?

GD: Das Fass kam von Savanna und beinhaltete trockenen Rhum Agricole. Wir werden in Kürze eine neue Version eines Rumfass-Calvados vorstellen.

wad!: Die gewöhnliche Calvadosherstellung basiert auf der zweifachen Destillation. Sie bieten aber auch einfach destillierten Calvados an. Wo liegen die Unterschiede?

GD: Pays d'Auge Calvados ist immer doppelt destilliert, während Domfrontais Calvados immer einfach destilliert wird. Nach der Appellation hat man also die Wahl, aber der meiste Calvados wird im Wege der zweifachen Destillation hergestellt. Das macht den Brand runder und weicher während die einfache Destillation zu einem leichteren aber direkteren Stil führt.

wadf!: Sie sind v.a. für Ihre Vintages der 60er und 70er bekannt. Wie lange lagerten die erhältlichen Abfüllungen und gibt es ein Age Statement?

GD: Wir nennen auf den Labels oder Halslabels aller Flaschen das Abfülldatum. Das Vintagejahr ist immer das Jahr der Destillation. Abgefüllt wird nach Bestellung, d.h. von fast allen Vintages gibt es noch Lagerbestände in Fässern. Nur die Vintages 1939, 1958 und 1959 sind komplett abgefüllt.


wad!: Wird es von den "Calvados Expressions - Edition Limitée" weitere Abfüllungen geben?

GD: Ja, wir versuchen davon jedes Jahr drei verschiedene Editionen auf den Markt zu bringen. In Kürze folgen neue Calvados aus Rum-, Portwein- und Banyulsfässern.
Zwei Ausgaben der "Edition Limitée" konnte ich kürzlich mit Herrn Gabányi von der gleichnamigen Bar verkosten. Während der Banyulsfaßgereifte (einfache Destillation, 6 Jahre alt, altes Calvadosfaß und 13 Monate Ex-Banyulsfaß-Finish, 40% Vol., Batch 2, abgefüllt 2011) der leichte, feine und elegante Typ war, stampfte der Vertreter namens "Overseas Fragrance" (zweifache Destillation, Pays D'Auge, Vintage 2004, 6 Jahre alt, altes Calvadosfaß und 1 Jahr Ex-Rumfaß-Finish, 51,7% Vol., Batch 1, abgefüllt 2010) mit mehr als deutlichem Rum- oder besser Rhumeinschlag über den Gaumen. What a drink! möchte man da ausrufen.

Leider ist der Stoff beim deutschen Importeur und Vertrieb, der Firma Dallmayr, offenbar online und im Münchner Ladengeschäft ausverkauft. Weitere Bezugsquellen sind nach meinen Informationen La Maison Du Whisky und das Weingut Domäne Müller in Österreich. Bei letzterem konnte ich keine umfassenden Informationen erhalten, da dort gerade eine große Jahrgangsverkostung tobt. Bei Interesse bitte selber nachfragen. Die französischen Freunde vom Whiskyhaus führen zahlreiche Drouins in ihrem Onlineshop - auch aus der aktuellen Range, die folgende Varianten umfassen soll: "Très Pomme" (53% Vol.), "Fut De Madère" (7y), "Fut De Porto" (5y), "Plaisir Andalou" (8y, Ex-Sherry) und "Fut De Rhum" (8y) - letztere leider nur mit 40% Vol.

Fazit: Das Thema Calvados ist noch lange nicht durch. Ich werde mir auf jeden Fall Herrn Gabányis Motto "Ein guter Calvados ist ein guter Ersatz für einen Cognac" (ungefähres Zitat) zu Herzen nehmen und in nächster Zeit nicht nur Calvados Fizz oder Collins als Apfelschorlesurrogat zum Einsatz bringen...

weitere Bezugsquellen: Drouin-Boutique Calvadosonline

Sonntag, 13. April 2014

Old School Is Best School - Bourbons der 50er, 60er und 70er Jahre

Machen wir es kurz: Ich kam letztes Jahr an eine größere Sammlung von amerikanischen Bourbonwhiskeys, die zwischen 1952 und 1972 produziert wurden. Einige ausgewählte Preziosen davon werden am 9. Mai an ambitionierte Connaisseure ausgeschenkt. Die älteste Abfüllung ist ein Grand Old Dad, der 1952 gebrannt wurde.
Einziger Haken bei der Sache: Ich werde bei der Veranstaltung ein bisschen was zu den feinen Stöffchen erzählen. Wer die kleine Zeitreise trotzdem mitmachen möchte, sollte sich mit der Anmeldung beeilen. Alle Infos zu Ort, Termin, Anmeldung, etc. siehe folgende Links.

http://www.americanwhiskeyacademy.com/

Update: Danke, Danke, Danke an alle Gäste! Das war ein toller Abend. 

Noch ein Update: Bericht siehe hier.